Im September hatten wir ein Lunch & Learn mit Avonté, die als Material Deadstock verwenden – also hochwertige Stoffreste, die bereits produziert wurden, aber sonst ungenutzt im Lager oder sogar im Müll gelandet wären. Ein smarter Weg, Abfall zu reduzieren und gleichzeitig Ressourcen zu schonen. Doch Deadstock ist nur ein Baustein. Welche weiteren Möglichkeiten haben nachhaltige Textil-Startups?
Nachhaltige Wege der Materialbeschaffung
Deadstock-Materialien
- Restposten aus Überproduktion
- Übriggebliebene Stoffballen aus Designhäusern
- B-Ware, Fehlfärbungen oder limitierte Chargen
Vorteil: Kein neuer Ressourcenverbrauch – und jede Kollektion wird automatisch limitiert.
Materialien aus Recyclingströmen / Abfallprodukten
Zunehmend verfügbar und für viele Produkte geeignet sind Materialien mit einem hohen Recyclinganteil, wie z.B.:
- Recyceltes Polyester (rPET) aus PET-Flaschen oder Industrieabfällen
- Recycelte Baumwolle aus Verschnitt oder Alttextilien
- Recycelte Wolle aus Post-Consumer-Strömen
- Mechanisches oder chemisches Textilrecycling
Wichtig: Immer auf die Recyclingquote achten – „recycelt“ heißt nicht automatisch 100 % alte Rohstoffe. Noch ressourcensparender, als klassische Materialien mit besonders hohem Recycling-Anteil zu verwenden, wäre es, bei der Materialbeschaffung kreative Lösungen zu finden. Findet ihr z.B. Materialien, die bisher als Abfallprodukt behandelt wurden, aber eig. weiterverwendet werden könnten? Hier ein paar Beispiele, mit denen bereits gearbeitet wird:
- Ananas & Bananen Pflanzen / Tomaten / Zuckerrüben -Faser
- Altkleider
- alte Decken, Handtücher, Tischdecken oder Gardinen
- alte Werbebanner oder Planen
Upcycling-Partner & lokale Abfallströme
Schaut euch bei euch in der Umgebung um, kommt folgendes für euch in Frage?:
- Möbel- & Interior-Manufakturen → Polsterstoffe, Lederreste
- Automobilindustrie → hochwertige Stoffe, die sonst entsorgt würden
- Outdoor-/Zelt-Hersteller → strapazierfähige Materialien
- Hotels & Gastronomie → Bettwäsche, Tischdecken, Handtücher für Re-Textile
Beispiel GOT BAG – Verantwortung, die im Meer beginnt
GOT BAG betreibt in Indonesien eigene Sammel- und Recyclingprogramme für Kunststoffabfälle in Küstennähe. 2024 wurden allein auf Java rund 400 Tonnen Plastik gesammelt und vor dem Eintrag ins Meer bewahrt. Aus dem sogenannten Ocean Impact Plastic entstehen Taschen und Rucksäcke. Regelmäßige Impact-Reports machen Mengen, Arbeitsplätze und Bildungsprojekte in den Communities transparent nachvollziehbar. Außerdem lassen sie mit jeder Bestellung 1 Kg Flussplastik durch den Partner Plastic Fischer sammeln – Plastik, das gestoppt wird, bevor es im Meer landet. Seit 2024 sind das bereits über 8500 Kg.
Naturfasern aus regenerativen Quellen
Wenn es keine Möglichkeit für die oben aufgeführten Beispiele gibt, können auch nachhaltige Alternativen zu konventioneller Baumwolle eine gute Möglichkeit sein:
- Hanf: robust, wenig Wasserbedarf, lokale Anbaumöglichkeiten
- Leinen: in Europa gut verfügbar, sehr langlebig
- Tencel™/Lyocell: Holzbasierte Faser aus geschlossenen Produktionskreisläufen
- Modal & Refibra: Zellulosefasern aus Holz bzw. Holz + Textilabfällen
Diese Fasern punkten bei Wasserverbrauch, Haltbarkeit und CO₂-Bilanz.
Bio-zertifizierte Rohstoffe
Wenn z.B. keine Recycling oder Upcycling Option möglich ist:
- Bio-Baumwolle als Minimum
- Faire Handelsbeziehungen entlang der Wertschöpfungskette
- Transparente Supply Chains
Bio allein ist nicht direkt nachhaltig – aber ein wichtiger Anfang.
Auf welche Zertifizierungen solltest du achten?
Nicht jedes Siegel bedeutet hohe Standards. Diese Zertifizierungen gelten als besonders zuverlässig:
📌 Für Materialien:
- GOTS (Global Organic Textile Standard)
Goldstandard für Biofasern + faire Produktion - GRS (Global Recycled Standard)
Legitimer Nachweis recycelter Materialien + Sozialstandards - OCS (Organic Content Standard)
Für Produkte mit zertifiziertem Bio-Anteil (weniger streng als GOTS)
📌 Für Chemikalien & Färbung:
- OEKO-TEX® Standard 100
Schadstofffrei für Endverbraucher - OEKO-TEX® STeP / Made in Green
Umwelt- & Sozialverträglichkeit entlang der gesamten Lieferkette
📌 Für Unternehmen allgemein:
- Fair Wear Foundation
- B-Corp (keine Materialzertifizierung, aber Nachhaltigkeitsrahmen)
Je früher du im Prozess festlegst, welches Zertifikat du anstrebst, desto einfacher ist das spätere Auditing.
Produktion: Worauf sollten Startups achten?
Die wichtigsten Faktoren:
- Kleine Minimums → ideal für Prototypen und Pre-Order
- Regelmäßige Qualitätskontrollen
- Transparente Preisstruktur
- Verfügbarkeit nachhaltiger Trims (Knöpfe, Labels, Reißverschlüsse)
- Faire Arbeitsbedingungen
Tipp: Lieber mit einer kleinen, flexiblen Partnerfabrik starten, und Testweise Produzieren, als gleich in die Massenproduktion zu gehen.
Unsere Open Source Liste für nachhaltige Textilproduktion
Damit ihr nicht bei Null starten müsst, haben wir einen Open Source Tabelle erstellt – wieder ganz simpel: Eine geteilte Excel-Tabelle, die ihr gemeinsam mit uns füllen könnt.
So funktioniert’s:
🔹 Richtiges Tabellenblatt auswählen
🔹 Kategorie auswählen
🔹 Link oder Ressource eintragen
🔹 Datum einfügen – damit alles aktuell bleibt
🔹 Neue Kategorien? Einfach ergänzen – es ist open source!
Wir haben bereits angefangen, aber: Nur die Power von vielen macht diese Liste besonders wertvoll.
Jede Anlaufstelle, jeder Lieferant, jede Produktionsstätte, jeder Insights-Tipp hilft anderen Gründer*innen weiter.
Lasst uns als Community ein Netzwerk bauen, das nachhaltige Textilgründer*innen wirklich unterstützt – transparent, offen und praxisnah.
Quellen:
https://www.unep.org/resources/report/sustainability-and-circularity-textile-value-chain
https://www.eea.europa.eu/publications/textiles-and-the-environment-the
https://environment.ec.europa.eu/strategy/textiles-strategy_en
https://textileexchange.org/material-market-report/
https://www.lenzing.com/fibers
https://eiha.org/hemp-for-textiles/
https://textileexchange.org/standards/
https://www.oeko-tex.com/en/our-standards
https://www.fairwear.org/about/
https://got-bag.com/pages/impact

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