Das Ziel von 1,5 Grad
Ziel von Vereinbarungen wie dem des Pariser Klimaabkommens ist es, dass wir die Erderwärmung unter 1,5 Grad halten. Diese Marke wird voraussichtlich schon 2030 erreicht. Aber was heißt das eigentlich? Warum sind es 1,5 und nicht etwa 5 Grad?
Warum entscheiden Kipp-Punkte über das Klima?
Ein entscheidender Begriff sind die „Kipp-Punkte” – Grenzwerte, bei deren Überschreitung ein System instabil wird. Auch bezogen auf die Erderwärmung gibt es solche Kipp-Punkte. Sie gelten für Gebiete überall auf der Welt, die durch die Erderwärmung gefährdet sind. Zu den bekannteren Gebieten gehören der Amazonas-Regenwald oder Korallenriffe, die zum Beispiel CO2 binden.
Gebiete auf der Erde, die für „Kipp-Punkte“ relevant sind – von der Arktis bis zum Regenwald. Diese Kipp-Punkte sind quasi Temperaturschwellen. Wenn sie erreicht oder sogar überschritten werden, löst das eine Kettenreaktion an Veränderungen aus, die wir nicht mehr aufhalten können. Und einer dieser ersten Kipp-Punkte ist eben der Wert: 1,5 Grad.
Was die Kipp-Punkte so gefährlich macht
Wenn die Temperatur der Erde immer weiter steigt, schmilzt zum Beispiel das Eis in Grönland. Das führt dazu, dass der Meeresspiegel steigt und das wiederum hat Effekte, die es unmöglich machen, dass das Wasser wieder zu einem Eis-Schild gefriert, selbst dann, wenn die Temperatur wieder sinken würde. Ganze Länder stehen dann wortwörtlich unter Wasser. Ein internationales Forscherteam hat 2019 herausgefunden, dass der Meeresspiegel um bis zu sieben Meter steigen würde, wenn das Eis in Grönland wegschmilzt – und zwar weltweit. Und 2020 war das Abschmelzen des Grönlandeises bereits viel stärker als berechnet – stärker als jemals zuvor, was in der Forschung Alarm ausgelöst hat, denn: Stimmen die Prognosen dann alle noch, wenn dieser Kipp-Punkt fällt?
Wir werden erleben, dass Küstengebiete überschwemmt werden
Abgesehen von Urlaub an Küsten weltweit, der dann so nicht mehr möglich wäre, bedeutet das auch, dass Millionen Menschen ihr Zuhause verlieren. Das International Displacement Monitoring Center spricht davon, dass rund dreiviertel der geflüchteten Menschen 2020 weltweit durch Naturkatastrophen fliehen mussten – insgesamt über 30 Millionen. Es gibt Schätzungen, nach denen diese Zahl bis 2050 auf bis zu 200 Millionen ansteigen könnte. In Zukunft würde das dann auch für Menschen in Deutschland gelten, die zum Beispiel unmittelbar in Küstennähe leben.
Auch die Flut und Wassermassen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind nachweislich Folgen des Klimawandels, denn sie entstanden, als der Regen auf einer kleinen Fläche runterging. Die Wahrscheinlichkeit für solch extreme Regenfälle steigt, je mehr sich das Klima erwärmt und wir nichts dagegen tun. Dann müssen wir uns an solche Unwetter und deren Folgen gewöhnen.
KLIMA FAQ
Gab es nicht schon in der Vergangenheit große Klimaveränderungen? Was ist der Unterschied zum jetzigen Klimawandel?
Früher verliefen die Veränderungen in Zeiträumen von vielen Jahrtausenden bis zu Jahrmillionen. Doch jetzt erhitzt sich die Erde um ein Mehrfaches schneller, Geschwindigkeit und Ausmaß der gegenwärtigen Erderwärmung sind höher denn je: Jeder Sommer liefert neue Temperaturrekorde und die Klimakrise schreitet scheinbar unaufhaltsam voran. Von den zehn wärmsten Jahren seit Beginn der Messungen liegen außer 1998 alle im 21. Jahrhundert.
Warum ist es so wichtig, die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen?
Bei einer Erhöhung der Temperatur um 1,5°C sind die negativen Folgen des Klimawandels gerade noch beherrschbar. Die rasante Erwärmung ist eine der wichtigsten Ursachen des weltweiten Artensterbens und droht, die Hälfte aller Arten auf unserem Planeten auszulöschen. Zudem verlieren schon heute Millionen Menschen durch die Folgen der Klimakrise ihre Lebensgrundlagen: Es gibt nicht mehr genug Trinkwasser, Häuser werden durch Wirbelstürme, den steigenden Meeresspiegel oder Überschwemmungen zerstört. Wir können daher nicht länger warten. Noch haben wir es in der Hand wirksame Maßnahmen zur Eindämmung des Artensterbens und der Klimakrise einzuleiten.
Was sind die Ursachen für die Erderhitzung?
Sogenannte Treibhausgase machen das Leben auf unserem Planeten erst möglich, indem sie die Wärme der Sonne, die von der Erde reflektiert wird, zurückhalten. Der Mensch verstärkt diesen natürlichen Treibhausgaseffekt, indem er im großen Stil fossile Energieträger wie Kohle und Öl verbrennt und damit tonnenweise Kohlenstoffdioxid erzeugt. In der Folge kann immer weniger Wärme von der Erdatmosphäre ins Weltall entweichen. Dadurch steigen die Temperaturen bei uns. Neben Kohlenstoffdioxid zählen auch Methan, Distickstoffoxid und fluorierte Treibhausgase zu den Treibhausgasen.
Good News: Wir haben (noch) Einfluss auf den Klimawandel
- Der Klimawandel ist menschengemacht und es sieht nicht gut aus. Wir haben ihn verursacht und spüren durch Extremwetterereignisse und Naturkatastrophen die Folgen.
- Prognosen sind unsicher, triggern wir Kipp-Punkte wie das Grönlandeis nimmt der Klimawandel dramatisch an Fahrt auf
- Aber jeder und jede kann im Alltag einen Beitrag leisten – egal, ob mehr Fahrrad fahren, einen Urlaub ohne Flugzeug machen oder nicht fünf neue Jeans pro Jahr kaufen.
- Dafür muss die Politik aber auch etwas tun: Es braucht Gesetze und verbindliche Beschlüsse. Die Energiewende und die Verkehrswende sind nur zwei Schritte auf einem langen Weg.
- Mit Know-how und den finanziellen Möglichkeiten könnte Deutschland sogar Vorreiter für weltweite Klimapolitik sein kann.
- Das Pariser Klimaabkommen will die globale Erderwärmung unter 1,5 Grad halten – dafür müssen aber alle Beteiligten global an einem Strang ziehen.
Weiterlesen: Was Jede*r einzelne gegen den Klimawandel tun kann